Kriminalisten der „Ermittlungsgruppe Falsche Polizisten“ (EG FaPo) im Landeskriminalamt Niederösterreich, unter der Leitung des Bundeskriminalamtes, gelang es durch umfassende kriminalpolizeiliche Erhebungen, einen Beschuldigten auszuforschen, der als sogenannter „Abholer“ im Zuge der Betrugsmasche fungiert haben soll.
Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen polnischen Staatsbürger im Alter von 20 Jahren. Der 20-Jährige steht im Verdacht, sich im Rahmen einer kriminellen Vereinigung unter Vortäuschung falscher Tatsachen (Phänomen „Schockanruf: Kautionstrick/Medizintrick“), durch die Übernahme von Wertgegenständen fortlaufend bereichert zu haben.
Aufgrund der Ermittlungsergebnisse wurde von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft die Festnahme des 20-Jährigen angeordnet.
Am 2. Juni 2025 wurde der Beschuldigte schließlich von Bediensteten des Landeskriminalamtes Vorarlberg, Ermittlungsbereich Betrug und Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität, nach seiner Einreise ins Bundesgebiet in einem Hotel in Vorarlberg festgenommen.

Bei der gerichtlich bewilligten Durchsuchung des Hotelzimmers konnten einige deliktstypische Utensilien vorgefunden und sichergestellt werden.
Bislang konnten dem Beschuldigten zumindest fünf vollendete und sieben versuchte Abholungen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und der Steiermark zugeordnet werden. Der Tatzeitraum erstreckt sich vom 25. März 2025 bis zum 21. Mai 2025. Die Schadensumme beläuft sich bei den fünf vollendeten Abholungen auf rund 300.000 Euro, bei den sieben versuchten Abholungen auf rund 830.000 Euro.
Der 20-Jährige zeigte sich bei seiner Beschuldigtenvernehmung nicht geständig. Er wurde in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert.
Aufruf an weitere Opfer
Mögliche weitere Opfer werden gebeten, mit den Ermittlerinnen und Ermittlern der EG FaPo im Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Telefonnummer 059133-30-3333 in Kontakt zu treten.
Personenbeschreibung – Auffälligkeit:
Körpergröße von 1,66 cm
Modus Operandi:
Bei dem sogenannten Kautionstrick werden die Opfer durch weitere bislang unbekannte Täter telefonisch kontaktiert, wobei diesen, entgegen den Tatsachen, mitgeteilt wird, dass ein naher Familienangehöriger einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei welchem der Zweitbeteiligte schwer verletzt oder gar tödlich verunglückt sei. Um der sofortigen Festnahme und Einlieferung des Familienangehörigen in eine Justizanstalt entgegenzuwirken, sei unverzüglich eine Kaution im mehrstelligen Eurobereich zu bezahlen. Der Geldbetrag wird im Laufe des Telefonates dann von einem „falschen Polizisten“, meist an der Wohnadresse des Opfers, entgegengenommen. Anschließend wird das Geld auf schnellstem Wege ins Ausland verbracht.
Der sogenannte Medizintrick funktioniert im Grunde genauso wie der zuvor erklärte Kautionstrick, mit dem einzigen Unterschied, dass hier eine andere Masche bei der telefonischen Anbahnung verwendet wird. Die Anrufer geben sich als Ärzte oder medizinisches Personal aus und teilen den Opfern mit, dass ein naher Familienangehöriger schwer an Krebs (meist Darmkrebs) erkrankt sei. Der Tod des Angehörigen könne nur mit einem sehr kostspieligen Medikament aus der Schweiz verhindert werden. Dieses müsse aber unverzüglich in bar oder mittels Wertgegenstände an einen Kurier des Krankenhauses übergeben werden. Nach der Übergabe wird das Geld ebenso auf schnellstem Wege ins Ausland verbracht.
Quelle der Polizeinachricht: LPD Niederösterreich