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Ungelöst – Der Mord an Martina Posch

Ungelöst – Der Mord an Martina Posch

21.12.2025 | 13:50

Redaktion Polizeiticker Österreich

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Ungelöst – Der Mord an Martina Posch

Martina Posch (†1986) (Bildquelle: Privat)

Der Mord an Martina Posch zählt zu den bekanntesten ungeklärten Gewaltverbrechen der österreichischen Kriminalgeschichte. Am 12. November 1986 verschwand die damals 17-Jährige auf dem Weg zur Arbeit in Oberösterreich. Zehn Tage später wurde ihre Leiche am Mondsee gefunden. Bis heute ist ungeklärt, wer sie tötete.

Gibt es das perfekte Verbrechen? Der Mord an der 17-jährigen Martina Posch gehört zu jenen Fällen, die diese Frage aufwerfen. Trotz intensiver Ermittlungen, tausender Befragungen und moderner kriminaltechnischer Ansätze bleibt das Verbrechen bis heute ungeklärt.

Der Morgen des Verschwindens

Martina Claudia Posch lebte bei ihrer Mutter in Vöcklabruck und absolvierte seit rund einem Jahr eine Lehre als Bürokauffrau bei einer Baufirma. Den Arbeitsweg legte sie üblicherweise mit dem Bus zurück, der von einer nahegelegenen Parallelstrasse abfuhr.
Am Mittwoch, 12. November 1986, verliess Martina gegen 6.40 Uhr wie gewohnt das Elternhaus. Doch sie kam weder bei der Arbeit an noch erschien sie am Nachmittag zu einem Treffen mit ihrem Freund. Erst am Abend stellte sich heraus, dass sie an diesem Tag weder zur Arbeit gefahren war noch im Bus gesehen wurde. Umfangreiche Suchaktionen durch Angehörige, Bekannte und die Gendarmerie blieben ohne Ergebnis.

Leichenfund am Mondsee

Am 22. November 1986 entdeckten zwei Sporttaucher am seichten Ufer der Kienbergwand am Südufer des Mondsees die Leiche der Jugendlichen. Martina Posch war in zwei olivgrüne Planen eingewickelt.
Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass sie nur wenige Stunden nach dem Verlassen ihres Elternhauses durch Erwürgen getötet worden war. Der Zustand der Leiche deutete zudem darauf hin, dass sie mehrere Tage lang in einer kühlen Umgebung aufbewahrt worden war, bevor sie am See abgelegt wurde.
Ungelöst – Der Mord an Martina Posch

Luftbild des Mondsees (Ansicht von Südosten) (Bildquelle: Carsten Steger / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Ermittlungen ohne Durchbruch

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass Martina Posch bereits seit September 1985 gelegentlich von einem bislang unbekannten Mann mit dem Auto zur Arbeit gebracht und wieder nach Hause gefahren worden war. Hinweise aus Fahrkartenabrechnungen und Zeugenaussagen von Freundinnen bestätigten dies, doch die Identität des Mannes konnte nie geklärt werden.
Die Ermittler führten mehr als 2000 Verhöre, überprüften über 500 Alibis und stellten den Fall in der Sendung Aktenzeichen XY … ungelöst vor. Dennoch blieb der Täter unbekannt. Auch der Tatort sowie der Ort, an dem die Leiche zwischengelagert wurde, vermutlich eine Scheune, konnten nie eindeutig bestimmt werden.

Die rätselhafte Plane

Besondere Hoffnungen setzten die Ermittler auf die fehlerhaft hergestellten Planen, in die Martina Posch eingewickelt war. Diese stammten ausschliesslich aus einer Produktion in Lenzing und wurden wegen eines Gewebefehlers vergünstigt an Werksangehörige abgegeben. Sämtliche Mitarbeitenden des Werks wurden überprüft, zudem stellte die Polizei Vergleichsplanen in Geschäften und Banken der Region aus – ohne Erfolg.
Im Laufe der Jahre verschwanden jedoch wichtige Beweisstücke, darunter ein an der Leiche sichergestellter Pullover sowie beide Planenteile. Auch vollständige Akten, Niederschriften und Beweismittel konnten dem Landesgericht Wels später nicht mehr vollständig vorgelegt werden.

Späte Hoffnung durch DNA

Zur Tatzeit wurden noch keine DNA-Spuren gesichert. Erst Jahrzehnte später gelang es, an erhaltenen Beweisstücken genetisches Material zu isolieren. Im Februar 2013 berichteten Medien, dass unter den Fingernägeln des Opfers DNA-Spuren gefunden worden seien, von denen die Ermittler ausgingen, dass sie vom Täter stammen könnten. Der damalige Freund wurde ebenso entlastet wie ein Kollege aus der Fabrik. Keine DNA-Spuren, kein Tatwerkzeug, kein eindeutiges Motiv – die Akte „Martina Posch“ wanderte ins Archiv, ungelöst.
Ungelöst – Der Mord an Martina Posch

Martina Posch, die 1986 im Alter von 17 Jahren ermordet wurde (Bildquelle: Privat)

Verdachtsmomente und offene Fragen

Im Laufe der Jahre gerieten verschiedene Personen ins Blickfeld der Ermittler. Mehrere Männer wurden befragt, jedoch nie angeklagt. Aufmerksamkeit erhielt der Fall erneut im Jahr 2008, als der österreichische Sexualstraftäter Josef Fritzl festgenommen wurde. Zur Zeit des Mordes an Martina Posch führte Fritzl eine Pension in unmittelbarer Nähe des späteren Leichenfundortes. In der Öffentlichkeit wurde zudem thematisiert, dass Martina Posch Fritzls Tochter äusserlich ähnlich gesehen haben soll. Ein Zusammenhang mit dem Mordfall liess sich jedoch nie belegen.
  • Wer brachte Martina Posch am Morgen des 12. November 1986 auf dem Weg zur Bushaltestelle in seine Gewalt?
  • Welche Rolle spielte der bislang unbekannte Mann, der sie zuvor wiederholt mit dem Auto zur Arbeit gefahren hatte?
  • Wo befand sich der tatsächliche Tatort, an dem Martina Posch getötet wurde?
  • An welchem Ort wurde ihre Leiche zwischenzeitlich aufbewahrt, bevor sie am Mondsee abgelegt wurde?
  • Wer hatte Zugang zu den fehlerhaft hergestellten Planen aus der Lenzinger Produktion?
  • Weshalb gingen im Laufe der Jahre zentrale Beweisstücke verloren?
  • Können die später gesicherten DNA-Spuren mit heutigen Methoden doch noch einem Täter zugeordnet werden?

Ein Fall, der nicht abgeschlossen ist

Auch heute arbeiten Ermittler des Landeskriminalamts Oberösterreich weiterhin an dem Cold Case. Neue wissenschaftliche Methoden und kriminalanalytische Ansätze könnten eines Tages doch noch zur Aufklärung beitragen – auch wenn die zeitliche Distanz die Ermittlungen zunehmend erschwert.
Der Mord an Martina Posch gilt als der am längsten ungeklärte Mordfall in Oberösterreich.

Die Ermittler hoffen weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung, die auch nach Jahrzehnten zur Aufklärung des Falls beitragen könnten.

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