Noch am gestrigen Nachmittag führten Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark erste Vernehmungen und Erhebungen im Umfeld des mutmaßlichen Täters durch. Demnach lebte der 21-jährige und in der Steiermark geborene Österreicher mit seiner alleinerziehenden Mutter (ebenso Österreicherin) im Bezirk Graz-Umgebung.
Der aus Armenien stammende Vater lebte seit der Trennung nicht mehr im gemeinsamen Haushalt. Bei einer Hausdurchsuchung stellten Sprengstoffexperten (SKO) der Polizei noch gestern Nachmittag eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie offenbar verworfene Pläne für einen Sprengstoffanschlag in der Wohnung des 21-Jährigen sicher. Auch handschriftliche Abschiedsnachrichten sowie ein Abschiedsvideo wurden sichergestellt.
Diese lassen jedoch bislang keine Rückschlüsse auf ein mögliches Motiv zu. Diesbezüglich sind nach wie vor weitere Ermittlungen und Befragungen im Umfeld des Täters erforderlich. Unterdessen wird auch die Auswertung von sichergestellten Spuren und Datenträgern über die nächsten Wochen hinweg andauern.
Die Ermittlungen zum Tatgeschehen werden als sehr umfassend beschrieben, zudem mehrere hundert Personen zu befragen sind. Bei den legal besessenen und am Tatort sichergestellten Tatwaffen handelt es sich um eine Pistole und eine Schrotflinte. Beide Schusswaffen werden kriminaltechnisch untersucht.
Rekonstruktion des Tatablaufs
Unterdessen soll auch eine Tatrekonstruktion mehr Klarheit über den Tatablauf bringen. Bisherige Auswertungen von Funkprotokollen zeigen, wie rasch die Einsatz- sowie Rettungskette in Gang gesetzt werden konnte. Während um exakt 10.00 Uhr die ersten Notrufe bei der Polizei einlangten, war bereits um 10.06 Uhr die erste Polizeistreife mit schwerer Schutzausrüstung für aktive Interventionen vor Ort.
Kurz danach trafen die Schnelle Interventionsgruppe (SIG), die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) sowie das Einsatzkommando Cobra ein. Nach einer Durchsuchung des mehrstöckigen Objektes konnte bereits um 10.17 Uhr Sicherheit für die Rettungskräfte hergestellt werden. Das rasche polizeiliche Vorgehen der oft gemeinsam trainierenden Polizeieinheiten sowie der schnelle Rettungseinsatz dürfte dem Anschein nach mehreren Menschen das Leben gerettet haben.
Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
Während bei den Rettungskräften und Kriseninterventionsteams nach wie vor die Betreuung von Opfern, Angehörigen und Betroffenen an oberster Stelle steht, hat auch die Polizei ihre Sicherheitsmaßnahmen rund um Schulen verstärkt. Die Bundespolizeidirektion hat die verstärkte Kontaktaufnahme mit Bildungseinrichtungen und die verstärkte Bestreifung dieser angeordnet. Zudem werden auch Maßnahmen im Rahmen der Initiative GEMEINSAM.SICHER intensiviert, um den unmittelbaren Austausch mit besorgten Menschen aktiv zu fördern.
Opferanzahl gestiegen
Wie bereits offiziell bestätigt, ist die Anzahl der Todesopfer mittlerweile gestiegen. Neben den neun getöteten Schülern im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, ist auch eine Lehrerin am gestrigen Abend im Krankenhaus ihren schweren Schussverletzungen erlegen. Bei den sieben Mädchen und drei Burschen handelt es sich – bis auf einen polnischen Staatsangehörigen – um österreichische Staatsbürger.
Der mutmaßliche Täter (21) hatte sich bereits gestern im Schulgebäude selbst das Leben genommen. Insgesamt kamen beim Amoklauf am 10. Juni 2025 in Graz somit elf Menschen ums Leben. Die weiteren elf verletzten Personen sind nach aktuellem Informationsstand außer Lebensgefahr. Bei ihnen handelt es sich um Verletzte im Alter von 15 bis 26 Jahren. Sie stammen aus Österreich (8), Rumänien (2) und dem Iran (1).
Quelle der Polizeinachricht: LPD Steiermark